vor fast genau einer Woche habe ich diesen Blog gestartet und was soll ich sagen ...ich bin sprachlos. Ich habe so viele Mails bekommen mit wirklich nur positiven Inhalten. Es ist schön, dass wir mit unserer Arbeit das Interesse so vieler Menschen erreichen. Das ist die Statistik die ich also Autor einsehen kann:
Ich bin echt begeistert, immerhin haben schon Leute von vier Kontinente die Seite aufgerufen. Und bis jetzt insgesamt 357 Seitenaufrufe.
Und es geht weiter....
Donnerstag den 10.3.2011
Nicholas holte mich morgens mit seinem Auto ab und wir fuhren mit dem gesamten Gepäck zu der Stelle wo ich das Praktikum machen sollte, was laut den aiesec Leuten hier sehr nah wäre. Nach dem wir mit dem Auto allerdings schon 1,5 h gebraucht haben war ich davon gar nicht begeistert. Der Weg nach Juja sieht so aus:
Das ist am Stadtrand von Nairobi
das ist die kilometerlange Baustelle die fast bis Juja reicht.
Bambusverkäufer im Vordergrund hinten drann Straßenverkäufer und im Hintergrund ein Wohnhaus voll mit Werbung.
Ich hatte Nicholas und den anderen aiesec Mitgliedern gesagt, dass ich hier noch andere Slums und Projekte besuchen will und dass ich nicht zu weit weg von der Innenstadt wohnen kann. Das bedeutet allerdings: 1,5 h mit dem Auto = 2 h mit dem Matatu. Jetzt waren wir aber schon mal in Juja bei der Jkuat (Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology): (der grüne Pfeil)
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also sind wir erst mal in das Wohnhaus der Studenten und habe mich mit den Leuten unterhalten. Sie waren alle freundlich und auch ganz witzig. Allerdings habe ich mir überlegt: Wenn ich jetzt nicht schnell genug den Mund aufmache sitz ich hier die nächsten Wochen fest. Eine Fahrt regelmäßig nach Nairobi kann ich höchstens am Wochenende machen und dann bin ich eben sehr unflexibel und ich kann die anderen Projekte in weiteren Slums nicht besuchen. Also habe ich angesprochen, dass die Entfernung nicht dem entspricht was mir erzählt wurde und dass ich so unmöglich die nächsten Wochen hier bleiben kann. Das Projekt an dem ich mitarbeiten sollte wäre direkt auf dem Campus der Uni und dort sollte ich Computerunterricht geben. Die Lage der Uni ist sehr ruhig, eigentlich sogar angenehmer als in der lauten stressigen Innenstadt. Na ja die Reaktion der Studenten war etwas gemischt. Sie hatten damit natürlich nicht gerechnet. Konnt ich auch irgendwie verstehen. Wir sind uns dann einig geworden dass ich erst mal 2 Tage bei den Leuten in Juja bleibe und dort die Studenten besser kennen lerne. So sieht ein Studentenwohnheim in Juja aus und der Weg dorthin:
von der Hauptstraße ab verlaufen die Wege alle mit unbefestigtem Boden
der Innenhof im Wohnheim |
nochmal der Innenhof vom Balkon aus |
Sie wollten Abends ein bisschen feiern und mir den Campus am nächsten Tag zeigen. Am gleichen Abend war eines der aiesec Treffen in Nairobi. Die sind immer Dienstags und Donnerstags in der Innenstadt. Dort treffen sich Praktikanten aus allen Ländern und die aiesec Leute von Nairobi um über Neuigkeiten zu quatschen und die Arbeit die hier jeder macht. Wäre also auch schwierig von Juja aus dort 2 mal die Woche hin zu gehen. Wir sind an diesem Abend mit Nicholas Auto zu dem Treffen gefahren und dort haben wir uns dann kurz mit den aiesec'ern zusammengesetzt die bei solchen Entscheidungen dabei sein müssen. Ich habe vorgeschlagen, dass ich mich selbst um einen Praktikanteplatz bemühe und dass aiesec mir hilft einen nahen Wohnort zu meinem neuen Praktikanteplatz zu finden. Damit waren sie einverstanden. Der Praktikatenplatz an der Jkuat in Juja ist damit zwar vorerst unbesetzt geblieben. Was aber laut aiesec nicht ganz so schlimm ist da dort kein wirklicher Mangel an Helfern besteht. Und ich wusste ja schon, dass ich bei Alice im Mara Children Center mitarbeiten konnte. Damit war ich erst mal beruhigt. Also ging es Abends dann mit dem Matatu wieder zurück nach Juja. An diesem Tag fing der Verkehr an mir auf den Keks zu gehen. Aber irgendwann sind wir doch wieder in Juja angekommen. Dort haben wir uns dann mit den Studenten weiter unterhalten und ein paar Bier getrunken:
Anthony hat für Musik gesorgt |
...und Rodney für gute Laune |
der Überraschungsgast am Abend |
die Beiden habe ich auch an dem Abend getroffen: vlnr: Andi, Nathalie(Deutschland), Angelina(Russland) |
Freitag den 11.3.2011
Für das Wochenende hatten wir eine Safari in die Masai Mara geplant. Der Preis hörte sich ganz gut an und Amy, Karo, Tom und ich wollten natürlich mit. Am Freitag morgen ist dann den Leuten eingefallen, dass sie bis 10 Uhr das Geld brauchen. Das ist typische afrikanische Organisation. Es läuft hier alles kurzfristig und für uns erscheint es auch manchmal etwas unorganisiert. Für die Leute hier ist das anscheinend normal. Zum Glück gibt es hier Mpesa. Man kann damit via Mobiltelefon bezahlen. Das ist kein online banking aber anscheinend so was ähnliches. Jedenfalls konnte ich das dann so zum Glück bezahlen. Anschließend sind Anthony, John und ich auf den Jkuat Campus und die Jungs haben mir dort alles gezeigt:
die Universiäten werben hier gerne mit ihrer Vision und Mission |
Anthony und ich vor den technischen Werkstätten |
bei Stromausfall gibt es mehrere Notstrommotoren |
John und ich in den technischen Werkstätten |
die Mensa |
Uni-eigene Wasseraufbereitungsanlage |
Bibliothek |
place of graduation - hier bekommen die Absolventen ihre Abschlüsse überreicht |
großes Vorlesungsgebäude |
An diesem Tag habe ich mich auch lange mit Anthony über die Wahlen 2007 / 2008 unterhalten. Nach dem Wahlergebnis gab es Unruhen im Land mit ca 1500 Toten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Unruhen_in_Kenia_2007/2008
Allerdings hat mir Anthony ein andere Version von den Wahlen erzählt. In dem Bericht von Wikipedia steht die Wahlauszählung hätte drei Tage gedauert. Er meinte: Die Wahllokale schlossen um 17:30 Uhr. Der jetzige Präsident wurde Punkt 17:30 von einem Staatsgebäude mit dem Hubschrauber zu dem Gebäude geflogen in dem er um 17:45 zum offiziellen Präsident erklärt wurde. Daraufhin sind schon die ersten Unruhen ausgebrochen. Da wohl ganz offensichtlich Betrug vorlag. Wenn aber zu viele Mächtige alle auf einmal korrupt sind kann ein anderer dagegen nicht viel machen. Die meisten Toten gab es in den ländlichen Gebieten. Dort haben sich zwei große Stämme bekriegt. Dem einen Stamm gehört der Konkurrent des jetzigen Präsidenten an, dem andren Stamm der jetzige Präsident. Selbst wenn Anthony's Geschichte übertrieben klingt und es doch etwas anders war. Es ist doch kein Wunder wenn es in so einem Land keinen großen Fortschritt gibt wenn vom Straßenpolizist bis zum Staatsoberhaupt alle korrupt sind. Diejenigen die darunter leiden sind ja nicht die mit Geld und Macht.
Abends sind wir dann mit dem Bus zu Rodneys Elten gefahren. Sie hatten uns zum Essen eingeladen. Und was ich dort gesehen habe war wieder unglaublich: Die Eltern von Rodney wohnen in einem Haus, das kann man sich nicht vorstellen: Riesengroß, allen technischen Schnick-Schnack mit Haushälterin, Gärtner, und eigenem Sicherheitspersonal. Das Essen war super und die Eltern sehr freundlich aber das war schon ein extremer Unterschied zu Mittwoch (gerade mal zwei Tage her) in den Slums mit dem kranken Kind. Die Mittelschicht existiert hier quasi kaum. Es gibt eben die sehr Reichen und die sehr Armen. Und diese wohnen sehr nah beieinander. Wobei etwa grob 50% der Einwohner Nairobi's in Slums wohnen. Danach sind wir zum Elternhaus von Anthony. Die Eltern waren über's Wochenende nicht da und Anthony hat ein paar Freunde eingeladen. Dort war es mindestens genauso luxuriös. Dort gibts es einen Raum zum TV schauen und PS3 zu spielen mit riesen Flachbildschirm und jede Menge Platz. Die Häuser habe ich teilweise fotographiert aber ich will nur eins veröffentlichen, da ich nicht weiss ob die Jungs damit einverstanden sind dass ich die Bilder online stelle. Es ist jedenfalls fürs Hirn erstmal zu verarbeiten wie nah sich hier Elend und Reichtum sind: Anthony's Elternhaus:
ca 5 Badezimmer, eine Küche mit der jede Hausfrau ausflippen würde, natürlich mit Haushaltshilfe, Gärtner, Sicherheitsleute, ca 4 Schlafzimmer und riesen Wohnzimmer mit Kamin und 4 Sofas drinn |
Was mir auch aufgefallen ist: Die Leute mit Geld haben hier alle einiges auf den Rippen. Ich mein ist logisch dass sie mir Geld für Essen haben. Aber die meisten mit Geld sind hier eben richtig übergewichtig. Die Leute zu Hause versuchen eben alles schlank zu sein. Hängt wahrscheinlich auch an der Faulheit. Die Menschen hier bewegen sich fast alle so unglaublich langsam, so was hab ich noch nicht gesehen. Selbst der Kassierer im Supermarkt: dem ist es zu viel zwei Hände zum arbeiten zu nehmen. Er zieht lieber eiiiiiinnnnsss nach dem aaaannnnddderen über den Scanner. Wenn ich da zuschaue würd ich ihm am liebsten helfen das es schneller geht. Daran ändert sich auch nix wenn 12 Leute an der Kasse stehen. Das ist meiner Meinung nach eine Einstellung die die Afrikaner nicht beibehalten können wenn sie Fortschritt und Entwicklung wollen.
Samstag 12.3.2011
Wir waren im Nationalpark von Nairobi verabredet um dort bei einem aiesec Treffen dabei zu sein.Das ganze sollte morgens starten. Da aber einige wieder zu spät waren sind wir erst um halb 5 (!!!!) am Nationalpark angekommen. Den Rest der Zeit haben wir mit warten verbracht. Warten auf die ganzen Schlaftabletten bis sie am Treffpunkt eingelaufen sind. So viel zum Thema langsam! Dann gelten natürlich andere Preise für Nichtafrikaner. Afrikaner bezahlen 300 Bob (=2,61€) , ich sollte 1600 zahlen (=13,91€). Und wir hatten nur noch 1,5 h um durch zu laufen. Ok der Park ist mehr wir ein Zoo und relativ klein. Aber das war mir dann doch zu viel Geld. Ich habe vorgeschlagen ich warte draussen und die anderen können mich dann wieder abholen. Ich war da schon etwas generft, da so ein halber Tag warten für mich viel Zeit ist. Ich bleibe ja nicht ewig hier. Sie sind dann alle draussen geblieben. Sie haben schon verstanden, dass es für 1,5 h zu viel Geld ist. Hätte ja nicht sein müssen wenn hier alles etwas organisierter abläuft....aber wie gesagt, dass ist hier bei allem so. :-) Vor dem Park sind große Wiesen und dort haben wir dann das aiesec Treffen auf dem Rasen gehalten. mit Spielen und Diskussionsthemen wie Erdbeben in Japan, Unruhen in Ägypten usw..
Abends bin ich dann vorerst wieder in das Haus nach Kabete Valley von den ersten paar Übernachtungen.
Mir fällt gerade auf, ich habe noch nicht beschrieben wo Kabete Valley liegt (der grüne Pfeil):
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Abends im Haus habe ich dann Tom, Karo und Amy wieder getroffen. Sie haben mir dann erzählt, dass es während ich weg war teilweise kein Trinkwasser gab und Essen hätte es auch schon an ein paar Tagen nicht gegeben. Ihr müsst wissen: Die drei haben für diese Unterkunft schon bezahlt und bei dem Preis ist normalerweise Frühstück, Abendessen, wohnen, duschen, Wäsche waschen dabei. Sie waren sehr unzufrieden und wollten aus dem Haus ausziehen. Es gab auch mal keinen Strom und mal kein fließend Wasser um zu duschen, aber da kann ja niemand was dazu. Die Mädels haben sich aber gefreut, dass ich zu ihnen in die Schule komme um zu arbeiten und ich hatte zum Glück bis jetzt noch kein Geld bezahlt. Da ich ja nun in den Mukuru Slums war wollte ich eine andere Unterkunft die näher am Arbeitsplatz liegt. Man fährt sonst morgens und abends jeweils min 1,5 h und das ist doch zu lange. Aber einen Tag später stand erst mal die Safari in die Masai Mara (der grüne Pfeil zeigt genau drauf):
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Hey Andreas
AntwortenLöschenich finde deinen Blog super, die vielen Bilder vor allem. Ich habe ihn auf dem Blog vom LC Kaiserslautern mal verlinkt :-)
http://aiesec-kl.blogspot.com/
Viele Grüße aus Kaiserlautern
Raphaël