Den Blog regelmäßig per Mail lesen?
Mailadresse eintragen und Submit drücken:

Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 31. März 2011

Besuch bei den Schwestern vom kostbaren Blut

Freitag den 18.3.2011


Am Freitag habe ich die Schwestern vom kostbaren Blut, kurz CPS, in Kawangware besucht. Dies ist ein Deutsch - Österreichischer Schwesternorden der seit 1988 in den Slums von Kawangware in Riruta den Kindern Essen gibt und heute auch Schulunterricht und medizinische Versorgung.



Größere Kartenansicht


Einige Schwestern arbeiten schon seit 50 Jahren in Kenia um den Slumbewohnern zu helfen. Das ist schon bewundernswert, oder?!
Dies ist die homepage der Schwestern:

http://www.missionshausneuenbeken.de/

Die Pfadfinderschaft Sankt Georg in Bobenheim-Roxheim sammelt seit 1995 für dieses Projekt spenden und konnte so schon über 100.000 € für dieses Projekt erarbeiten. Auch die Pfadfinder haben natürlich eine Seite, die das Projekt beschreibt:

Patenprojekt Pfadfinder Bobenheim-Roxheim

Ich selbst war als kleiner Junge mal bei den Pfadfindern und habe heute noch einige Freunde, die dort aktiv dabei sind. Dort ist seit Ende letzten Jahres Schwester Damian Maria wieder eingetroffen. Sie war vor 30 Jahren schon mal in Nairobi in den Slums. Zwischenzeitlich war sie allerdings noch in anderen Teilen der Welt tätig. Sie hat sich für mich Zeit genommen und mir in aller Ruhe das große Gelände gezeigt. Es ist wirklich schön zu sehen wie das Geld, was von verschiedenen Spendern aus der Welt kommt, so organisiert und strukturiert verwendet wird. Hier werden wirklich nachhaltige Anschaffungen getätigt. Die Kinder bekommen warmes Essen, unterricht, eine grundlegende medizinische Versorgung und Ordnung beigebracht. Seit in kurzem gibt es sogar einen PC Raum den die Kinder unter Anleitung für den Unterricht benutzen können:



Gerade die Schule ist in ganz Kenya bekannt. Hier können die Kinder die Primary School 8 Jahre besuchen und anschließend 4 Jahre die Secondary School. Mit diesem Abschluss können die jungen Leute dann studieren gehen. Die Schule gehört zu den besten in ganz Kenya. Wobei die Schwestern nicht unterrichten. Sie haben ausgebildete Lehrer angestellt. Außerdem gibt es auf dem Gelände noch ein Mädcheninternat und ein paar Schlafräume wo die 5 Mädchen übernachten die schon studieren. Da der Weg durch die Slums zu gefährlich ist werden die Mädchen morgens an die Uni gefahren und Nachmittags wieder abgeholt. Auch dies ist nur durch die vielen Spenden möglich, die freiwillige Helfer jedes Jahr sammeln.

Hier kommen die Kinder gerade vom Volleyball spielen und der Unterricht geht weiter:



Den Kindern wird es auch selbst überlassen ob sie dem christlichen Glauben leben wollen oder nicht. Kein Kind wird hier zum Glauben gedrängt oder überredet. Die Kinder sind aber natürlich eingeladen, sofern sie es wollen, das christliche Leben zu leben. Ferien gibt es hier maximal 2 Wochen, da die Kinder sonst wieder zu weit zurück fallen und die Gefahr zu groß ist, dass sie wieder auf die Straße gehen.
Sr. Damian Maria und ich haben uns lange unterhalten und ich bin wirklich sehr positiv von ihrer offenen und modernen Einstellung mit 67 Jahren beeindruckt. Sie hat mich eingeladen um bei den Schwestern mit zu essen. Dort haben wir am Tisch mit ein paar anderen Schwestern gesessen. Unter anderem mit einer Schwester, die seit 50 Jahren in Afrika arbeitet. Sie ist heute dement und wird von den anderen Schwestern gepflegt. Diese Schwestern bleiben auch meist bis an ihr Lebensende in Afrika. Sie wollen meist gar nicht mehr zurück. Als wir schließlich den Nachtisch essen wollten hat sie gesehen, dass ich noch nicht meinen Nachtisch hatte. Sie hat sich geweigert den Nachtisch zu essen, bevor sie nicht mit mit teilen kann oder ich auch Nachtisch bekomme. Auch wenn sie dement ist, so ist es doch unglaublich wie das Teilen so in den Knochen dieser Menschen steckt. Nicht selbst zu essen bevor nicht auch die anderen zu essen haben.
Vor dem Essen habe ich mich kurz vor den ganzen Mannschaft vorgestellt. Die ein oder andere Schwester hat wohl verstanden, dass ich Missionar auf Zeit bin. Das fand ich eigentlich ganz witzig, da sie mich später darauf angesprochen haben. Aber Missionar auf Zeit, dass kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Beim nächsten Besuch werde ich auch hier einige Kleiderspenden mitbringen und dann natürlich noch mehr  Fotos hochladen.

Am frühen Abend habe auch ich dann mein ganzes Gepäck zu der Gastfamilie gebracht und ab jetzt wohne ich mit Tom im Anbau der Gastfamilie in zwei Zimmern und einem Bad. Wir nutzen das Wohnzimmer im Haupthaus mit der Familie und können dort CNN und BBC nutzen um uns auf dem laufenden zu halten. Wie ihr ja wisst gibt es inzwischen in Tokyo im Trinkwasser Radioaktivität. Dies betrifft jetzt auch die Familie von Tom. Aber er ist immernoch standhaft und bleibt hier. Er hat hier auch eigentlich ein ganz gechilltes Leben. Seine Schule ist nicht weit weg und er arbeitet nur 3 h am Tag. Er hat sich nur die ganze Zeit gewundert, warum in seiner Schule so viele Praktikanten sind und so wenig Arbeit. Er hat jetzt mitbekommen, dass die Praktikanten in dieser Schule von den Lehrern nach Geld gefragt werden. Z.b für Schulbücher oder sonstige Dinge. Uns ist ja schon ein paar Mal aufgefallen, dass die meisten Menschen hier davon ausgehen, dass die Praktikanten alle Geld haben. Aber es geht einem schon auf den Keks wenn man hier, meist weil man weiss ist, als ein wandelnder Geldautomat gesehen wird. Wenn man etwas geben möchte und kann, dann tut man es auch. Aber die Schule von Tom bekommt ja schon durch die freiwillige Arbeit der Praktikanten Hilfe. Von diesen Praktikanten dann noch Geld zu fordern ist unverschämt. Viele Praktikanten hier waren zu Hause lange arbeiten um diese Reise zu machen und können nicht aus eigener Tasche noch Spenden geben. Gut wir als Praktikanten können versuchen Spenden zu sammeln. Aber was die Schule da macht ist Mist!



Samstag den 19.3.2011

Tom und ich waren in der Stadt und haben uns endlich dazu durchgerungen das viel zu teure Internet hier zu kaufen. Es gibt hier solche USB dongles, die wie ein Modem funktionieren. Damit bekommt man über das handy Netz Internet, dass allerdings sehr lllaaaaaannnngsam ist. Den Rest des Tages haben wir erst mal unsere Wohnung häuslich eingerichtet und im Internet gesurft. 


Sonntag den 20.3.2011

Den ganzen Tag habe ich Blog und Mails geschrieben. Außerdem haben wir es genossen, dass wir endlich halbwegs vernünftiges Essen bekommen. Halbwegs vernünftig heisst: Das Essen hier ist einfach nicht meins. Bis jetzt habe ich ca 5kg abgenommen. Ich freue mich riesig wenn ich wieder zu Hause essen kann. Aber vielleicht gewöhn ich mich ja noch drann.  In der Gastfamilie gibt es eine Haushälterin, die jeden Tag min. einmal kocht. Mit ihr habe ich mich mal unterhalten und ich war verwundert. Sie heisst Florence, ist 24 Jahre alt und könnte eigentlich studieren gehen. Sie hat aber 5 Schwestern und einen Bruder die jünger sind und sie schickt das Geld was sie verdient teilweise heim, dass die Familie durchkommt. Sie kocht, putzt (ohne Staubsauger - ich habe erst einen einzigen in Kenia gesehen - ein Teppich zb wird hier mit dem Handfeger auf den Knien abgekehrt), wäscht für ca 8-9 Leute die Wäsche mit der Hand (!!!!) uns sie geht mit einkaufen. Sie bekommt dafür 5000 bob im Monat!!!!!! Das sind ca 43€ - unglaublich oder? Sie hat ca 3 Monate im Jahr frei- warum hab ich nicht kapiert. Aber eine gute Bezahlung ist das nicht. Wenn man bedenkt, dass Tom und ich schon ein Haufen Geld bezahlen. Tom muss pro Monat 20 000 Bob zahlen = 174 € und ich zahl für ca 6 Wochen 15 000 bob = 130 €. Die Gastfamilie sagte uns, dass die Preise allgemein gestiegen wären : Strom, Wasser, Lebensmittel usw. Genau werden wir es nie rausbekommen aber auch bei der Gastfamilie bleibt etwas Mistrauen offen wo das Geld hinwandert. Arm ist die Gastfamilie jedenfalls nicht. Der Vater ist Unternehmensberater für Marketing, die Mutter weiss ich net aber sie geht auch arbeiten. Die eine Tochter geht bald für ein Semester nach Malaysia und ich weiss inzwischen, dass die Familie dafür ca 10 000 Dollar zahlt. Also ich habe keine Ahnung ob die Familie das Geld was tom und ich zahlen wirklich für die Ausgaben von uns braucht oder ob das ein Zusatzverdienst ist. Aber das werd ich wohl auch nie rausbekommen.

Montag den 21.3.2011

Eine Sache ist uns schon aufgefallen seit wir hier sind: wenn man nach dem Weg fragt oder speziell in slums nach etwas wie einer Schule sucht sollte man Zeit einplanen. Wir haben, seit wir hier sind, so viel Zeit verloren, da wir uns den Weg von jmd erklären lassen mussten der meist selbst keine Ahnung hat. Also ist mir eingefallen: Wenn das den restlichen Praktikanten und Organisationen so ähnlich geht und gegangen ist, dann verliert man insgesamt eine Unmenge an Zeit nur mit suchen und diese Zeit hat man dann nicht mehr um wirklich sinnvoll zu arbeiten. Also könnte man doch im Internet auf google maps die Punkte markieren, die für nachfolgende Organisationen und Praktikanten wichtig sein könnten. Man braucht nur ein gps Gerät um die genauen Daten der Lage rauszufinden und dann kann man das für alle Welt online eintragen. Fand ich ne gute Idee. Und ab da hab ich mir selbst in den A..... gebissen. Bevor ich zu Hause weg bin habe ich mir noch überlegt ein gps Gerät mit zu nehmen - habs aber nicht getan. Ich will so oder so eines kaufen, da ich es für meine Wandertouren brauche. Und jetzt musste ich feststellen, dass die Geräte hier natürlich teurer sind als zu Hause: doofe Sache ne? Ich habe hier einen neuen outdoor shop ausfindig machen können. Vielleicht kann ich ihn mit Werbung, auf meinem blog und auf der Facebook site die wir für das mara children center erstellen wollen, überreden, dass er mir einen guten Preis macht. Durch den Tip von Amy bin ich auch auf dieses Video gestossen:



Im Kibera slum, dem größten Slum Ostafrikas, sind also schon mehr Leute auf die Idee gekommen. Ein paar Menschen die dort aufgewachsen sind haben mit Hilfe von Unicef gelernt wie man Kartenmaterial erstellt. Sie arbeiten heute als das Kibera Journal und haben mit Hilfe von Gps Geräten und http://www.openstreetmap.org/ eine Karte von den Kibera Slums erstellt. Sie haben das echt gut gemacht und diese Karte ist dabei herausgekommen:

 Karte von Kibera


Das konnte ich zum Glück nun alles mit dem Internet schon mal in Erfahrung bringen. Douglas Namale aus dem Video habe per Mail angeschrieben nachdem ich endlich nach langem suchen die Mailadresse über s Internet bekommen hatte. Er könnte uns bestimmt zeigen wie wir im Mukuru slum verschiedene Punkte und natürlich speziell das Mara Children Center besser öffentlich bekannt machen können. Und ja er hat uns tatsächlich geantwortet und uns eingeladen zu ihm in die Kibera Slums zu kommen. Das ist doch schon mal ein wichtiger Schritt.

Am gleichen Tag bin ich auch noch ins Mara Children Center (mcc) gefahren um mit Alice zu reden und mit den Kindern zu spielen. Wir haben mit den Kindern head, shoulders, knees and toes gespielt und ich hab versucht den Hampelmann vorzumachen, mehr oder weniger mit Erfolg   :-)


der gute alte Hampelmann der bringts immer! :-)

head, shoulders, knees and toes fanden sie alle ganz witzig

mit so einem wilden Haufen einen Kreis zu bilden ist gar nicht einfach

Die Kinder ziehen und wollen alle gleichzeitig hochgehoben werden...war dann aber doch zu schwer

Die Kinder durften einmal ihre Wünsche und Träume auf eine Tafel malen und klar, diese Kinder haben genauso Wünsche wie die kleinen Kinder zu Hause. Nur das es für die Kinder hier um Welten schwerer ist diese Ziele zu erreichen:





 Hier wird das Essen, wenn welches da ist - was immer von der Menge der Spenden abhängt, für die Kinder über Nacht gekocht und am nächsten Tag wird es dann zum Mittagessen für alle heraus gegeben:



Alice ist begeistert von unserem Vorhaben eine Internetseite über das mcc zu schreiben und eine Seite in facebook zu gründen und freut sich, dass wir das in die Hand nehmen wollen.

Sie hat übrigens Bücher für die Kinder gekauft. Ihr erinnert euch: ich habe Alice 10 000 Bob gegeben.  Es ist echt ein tolles Gefühl wenn das Geld wirklich ankommt. Und sie hat schon einige Bücher dafür erhalten. Hier sehen vor allem die Leute zu Hause, die Spenden gegeben haben, dass es sich lohnt eine Kleinigkeit zu geben. Für uns zu Hause ist es meist nicht extrem viel Geld. Für die Kinder hier sind die neuen Bücher eine Möglichkeit besser zu lernen und damit eine Möglichkeit evtl. einen Weg aus dem Slum zu finden. Für diese Kinder bedeuten solche kleinen Dinge wie ein Buch eben sehr sehr viel, eine Chance auf ein besseres Leben:







Die Bücher bleiben in der Schule und so kann jedes Kind, dass in Zukunft zur Schule kommt die Bücher nutzen.

Die Kinder müssen nach dam Unterricht die Schulräume selbst putzen und sauber halten. Sind sie nicht sauber gibts Ärger:


An diesem Tag haben wir auch ein Helfer und Lehrerphoto gemacht auch wenn nicht alle da waren:

vlnr: ?, Erustus, Amy, Alice, Tosh, Andi

vlnr: ?, Erustus, Amy, Alice, Tosh, Karolin

Von Karo und Amy habe ich auch Bilder bekommen von allen Schulkindern zusammen, zumindest den meisten, so bekommt man ein Gefühl wie viel Kinder hier eingentlich unterrichtet werden und wieviel Kinder hier zu essen brauchen:




wie immer wird gesungen und geklatscht

Das letzt Bild hat einen schwarzen Pfeil auf dem Dach des Gebäudes im Hintergrund. Der Pfeil zeigt hinter das Gebäude. Wenn Alice ab und zu nicht genug Spenden bekommt um den Kindern essen zu kaufen müssen die Kinder wie früher auf die Müllhalde gehen und dort nach essbarem suchen oder nach etwas das sie verkaufen können. Die Müllhalde ist natürlich voll mit giftigen und gefährlichen Dingen.Aber die Müllhalde ist praktisch direkt neben der Schule und was bleibt den Kindern anderes übrig, als manchmal sogar ohne Schuhe, auf die Müllhalde zu gehen und zu suchen wenn es in der Schule nichts gibt. Das sieht dann so aus:

die Kinder suchen nach jeder Kleinigkeit

Wie man sieht müssen die Kinder ohne Schuhe suchen


Lkw's bringen den Müll von Fabriken hierher und laden einfach alles ab. Hier gibt es natürlich keine Vorschriften was man abladen darf und was nicht.

Der giftige Rauch und Nebel ist immer da

hier Barfuss zu laufen ist für uns natürlich unvorstellbar. Für die Kinder ist es leider oft die einzige Möglichkeit nicht zu verhungern



Abends auf dem Rückweg habe ich dann noch Gummistiefel gekauft, da es in den Slums inzwischen nach dem Regen Nachts so matschig ist, dass auch die hohen Wanderschuhe zu flach sind:



So langsam habe ich auch Halsschmerzen bekommen und irgendwie hat es sich so angefühlt als ob eine Grippe im Anmarsch wäre. Was ich nicht so ganz war haben wollte, da ich das ja nun jetzt gar nicht brauchen konnte. Aber an diesem Abend wurden die Halsschmerzen leider schlimmer!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen