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Sonntag, 20. März 2011

Karibu Kenya (Swahili) Willkommen in Kenya

Liebe Familie, liebe Freunde,

es ist endlich soweit: Ich habe Internet!
So ...jetzt weiss ich gar nicht wo ich anfangen soll. Alleine von den letzten zwei Wochen könnte ich schon ein Buch schreiben. Es gibt hier so viel zu sehen, zu erleben und zu staunen.

Zuerst mal kurz zur Beruhigung für die Besorgten: Mir geht es gut und ich habe alles was ich brauche!
Ein Telefon mit Kenyanischer SIM Karte habe ich auch :  +254 739601357
Ansonsten bin ich jetzt hoffentlich ab und zu online und schreibe neue Beiträge. Das werde ich von der Situation abhängig machen. Hier gibt es nämlich manchmal keinen Strom. :-)


Am besten ich fange mal mit dem Hinflug an: Via couchsurfing.org konnte ich meinen 12h Zwischenstopp in Zürich am 6.3.2011 super überbrücken. Ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle noch mal an Thomas, der mich am Flughafen abgeholt, für diese eine Nacht in seiner WG aufgenommen und mir die echt gemütliche Couch zur Verfügung gestellt hat (couchsurfing Bewertung folgt natürlich :-)) Wir haben an diesem Abend noch lange gequatscht und am frühen morgen gings dann weiter via Zug

zum Flughafen Zürich. Schließlich weiter nach Nairobi mit dieser Flugstrecke:
Während dem Flug bin ich mit der Stewardess kurz ins Gespräch gekommen und Sie hat sich daraufhin bereit erklärt sämtliche Decken und Kissen der Fluggesellschaft als Spende für die Kinder in den Slums in meinen Rucksack zu packen. Zumindest soviel wie noch rein ging. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bedanken für die vielen Kleiderspenden, die ich von Euch bekommen habe. Die Swiss Air hat mir für den Flug nach Nairobi 2x23kg Aufgabegepäck und 8kg Handgepäck zur Verfügung gestellt. Von diesen 54kg sind ca 28-30kg Kleiderspenden. Diese werde ich die nächsten Wochen noch an die Kinder verteilen und dann natürlich Bilder senden. Außerderm möchte ich mich auch nochmal bedanken für die finanziellen Spenden die mir einige von Euch gegeben haben. Ohne dass ich gefragt habe sind einige Freunde auf mich zugekommen und haben mir Geld gegeben mit folgender Aussage: Wenn wir dir das Geld mitgeben kann ich endlich mal etwas spenden ohne dass davon der größte Teil in irgendwelchen Händen landet und die eigentlichen Empfänger nur ein Bruchteil davon sehen. Vielen lieben Dank für das Vertrauen von Euch!

Jetzt aber zur Ankunft in Nairobi:
Am Flughafen Nairobi wurde ich dann von Nicholas abgeholt. Seine Aufgabe als Student bei aiesec ist es, mich als Praktikant zu betreuen und Fragen zu beantworten oder bei allenmöglichen Dingen zu helfen. Die ersten paar Nächte wurde ich in einer Wg bei vielen anderen Studenten untergebracht. Dort habe ich dann auch Karo, Amy und Tom getroffen.
 vlnr: Andi, Morin,Karo, Amy, Kevin, Sharif, ?
 vlnr: Karo, Kinya(das ist wirklich ihr Name), Tom, Sharif, Doty, Andi, Morin

Karo und Amy sind von der TU Karlsruhe und wir kannten uns schon von den Vorbereitungsseminaren von aiesec. Wir arbeiten alle im gleichen Slum Namens Mukuru. Tom ist aus Japan und macht für 6 Monate sein Praktikum in Nairobi.Für ihn ist es momentan besonders schwer, ihr habt ja alle mitbekommen was in Japan zur Zeit los ist.Er ist seit dem Erdbeben sehr ruhig geworden und telefoniert verständlicherweise viel nach Japan. Seine Familie wohnt ca 250 km weg vom Kern des Erdbeben aber er ist natürlich wegen des Atomkraftwerkes sehr beunruhigt. Aber er hält durch und will bleiben. 
Die ersten 1-2 Tage haben wir erst mal damit verbracht die Stadt zu erkunden, das erste mal mit dem Matatu zu fahren (die kleinen Neunsitzerbusse werden hier für den täglichen Verkehr benutzt, allerdings mit bis zu 21 Leuten drinne)
Die Busse würden bei uns zu Hause alle keinen Tüv bekommen aber hier wird das eben alles anders gehandhabt. Die Busse sind meist in einem wirklich schlechten Zustand aber einen Flachbildschirm und eine ohrenbetäubende Soundanlage haben fast alle Matatus.
Dieses Matatu sieht von innen sehr gut aus. Ich werde mal noch ein andres hochladen wie die meisten aussehen. Die sind lustig. Eine Fahrt kostet etwa 30 bis 50 Bob, Bob sind Kenia Schilling und sind etwa 26 bis 43 Eurocent. Keiner sagt hier Kenia Shilling.

Das Essen zu probieren und ne Sim Karte und ne Stadtkarte zu besorgen war auch eine der Hauptbeschäftigungen der ersten Tage. Eine funkionierendes Telefon ist in dieser Stadt überlebenswichtig. Der Verkehr ist am Anfang total unübersichtlich. In Kenia gibt es Straßennnamen aber nur in der Innenstadt einige Häuser mit Nummern. D.h. wenn man eine Stelle sucht kann man nicht nach Nummern suchen sondern muss sich mit Namen der Gebäude durchfragen. Was allerdings auch etwas schwierig sein kann. Die Kenianer mögen keine Land- oder Stadtkarten und können daher auch größtenteils ihre eigene Stadtkarte nicht lesen. Als ich einen Studenten nach einer Wegbeschreibung auf der Karte gefragt habe war die Antwort: Was ist denn das? Ne Karte? So was hab ich seit der Grundschule nicht mehr in der Hand gehabt. Auch wenn das vielleicht etwas übertrieben war konnte er mich auch nicht mein Ziel zeigen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich drann und man kann sich ja auch selbst mit der Karte beschäftigen. Die Sache mit den Regeln dauert auch ein wenig bis man damit zurecht kommt: Es gibt im Verkehr nämlich keine. Die Ampeln funkionieren zwar alle aber es hält sich keiner drann. Wer bei Rot hält wird so lange angehupt bis er weiter fährt. Außer wenn Polizisten den Verkehr regeln dann sind alle etwas vorsichtiger. 
Wir haben außderm die Universitäten besucht:

 vlnr: Kinya, Andi, Doty, ?
großer Vorlesungssaal in der school of business der University of Nairobi

Nach etwa drei Tagen haben wir das erste mal eine Schattenseite von Kenia gesehen: Das Gepäck von Karo wurde wegen Verspätung nachgeliefert und wir mussten Nachts an den Flughafen fahren. Ein Freund der Studenten hatte ein Auto also hatten wir somit ein günsitges Taxi. Als wir in den Flughafen einfahren wollten wurden wir von zwei Polizisten angehalten. Der Fahrer musste aussteigen und den Kofferraum aufmachen. Er bückte sich kurz rein, danach machte der Polizist so als ob er den Kofferraum kurz durchschauen würde (der Kofferraum war leer) . Danach sind wir weiter gefahren.... und was war wirklich passiert? Der Fahrer hat 150 Bob (=1,30€ ) in den Kofferraum geworfen und der Polizist hat sie rausgeholt. Wir mussten also die Polizisten bestechen, dass wir nicht wirklich durchsucht wurden. Wer sich weigert zu zahlen wird so lange mit Auto und Personen durchsucht bis etwas gefunden wird. Die Korruption hier ist einfach total offensichtlich und jeder weiss davon und keiner macht etwas dagegen. Das Gepäck von Karo haben wir bekommen und den ersten Eindruck der Korruption auch. Die Studenten haben auch schon über das Schild an der University of Nairobi gelacht. Darauf steht: "Dies ist eine Korruptionsfreie Zone". Jeder Student scheint hier zu wissen, dass diejenigen mit Geld schneller Prüfungen schreiben dürfen, Seminare besuchen und schneller Korrekturen bekommen und damit auch schneller und besser abschließen. Das war für uns schon mal der erste negative Eindruck.

Aber von so was lassen wir uns ja nicht schocken! Am nächsten Tag konnte Nicholas (mein "Betreuer") mich nicht zu meiner Praktikantenstelle bringen (er macht selbst gerade ein Praktikum) also habe ich mich entschlossen Karo und Amy bei ihrer Arbeit in den Mukuru slums zu besuchen. Sie arbeiten dort im
Mara Children Center mit ca. 300 Slumkindern:

                                                         Amy und die Kinder



                                                                 Karo und die Kinder


 Die Frau mit dem weissen Kittel ist Alice. Sie kam vor 12 Jahre aus Tanzania und hat die Kinder in den Mukuru slums gesehen wie sie das Essen auf der Müllhalde mitten im Slum suchen und essen. Dieser Anblick, so sagt sie, hat sie dazu bewegt dort zu bleiben und für die Kinder zu arbeiten. Seitdem ist sie dort und arbeitet mit freiwilligen Lehrern und Helfern und hat die Schule, die man im Hintergrund sieht, mit Spenden und Freiwilligen aufgebaut. Die Kinder kommen heute zu ihr bei allen Fragen und Sorgen. Sie ist sozusagen die Mama für alle. Leider haben Sie oft zu wenig zu Essen für die Kinder und die Kinder selbst haben teilweise keine Schuhe oder keine kleidung um vernünftig den Weg durch das Slum in die Schule anzutreten. Das wichtigste was die Kinder aber brauchen, so Alice, ist jemand der sich mit ihnen beschäftigt. Die Kinder kommen fast alle aus völlig kaputten Familien. Vater oder Mutter krank, tot, weggelaufen, gewalttätig und so weiter....Alice kümmert sich auch um die Mädchen, die sich an sie wenden, wenn sie die letzte Nacht von einem Familienmitglieder oder einem fremden vergewaltigt wurden. Alice trägt jeden Tag viel mit sich nach Hause und ich bewundere Sie für ihre Arbeit sehr!!! Die Kinder sind schon froh wenn ihnen jemand zeigt, dass es auch ein anderes Leben gibt, außer dem harten Alltag den die Kinder haben. Eine Richtung und Zuneigung brauchen die Kinder.
 Auch Amy und Karo haben von zu Hause spenden von örtlichen Geschäften mitgebracht und an die Kinder verteilt. Diese freuen sich über solche kleinen Dinge mit einer intensität wie wir es zu Hause gar nicht mehr kennen!

Die Kinder hier haben leider kein Geld um sich Bücher und Stifte und Hefte zu kaufen und waren daher alle sehr sehr stolz darauf einen eigenen kleinen Bleistift zu besitzen. 

Als ich in der Schule war vergingen keine 15 Minuten bis in einem Schulsaal Hektik ausbrach. Ein kleiner Junge war zusammengebrochen. Er hatte die Augen weit auf, keine Reaktion und hat angefangen am ganzen Körper zu zucken. Keiner wusste so richtig was zu tun war und einen Arzt gibt es so schnell in einem Slum nicht. Also haben wir geschaut ob er zu heiss ist und ja er hatte eine hohe Temperatur. Aber auch die Lehrer, die auch von dieser Gegend kommen wussten nicht was er hat. Also konnten wir nur abwarten bis die Zuckungen wieder aufhörten. Die Atmung hatte zum Glück nicht ausgesetzt und nach ein paar Minuten wurde er wieder ansprechbar. Die Leute meinten es wäre Malaria, aber das waren natürlich alles nur Spekulationen
als der Kleine wieder wacher wurde began er über Schmerzen zu klagen und fing an zu schreien. Die Mutter kam 20 min später gelaufen und Alice hat für solche Situationen ein bisschen Geld übrig und hat es der Mutter gegeben um ins Krankenhaus zu gehen. Das war das Schlimmste was ich bis dahin gesehen habe! Und davon war ich auch das erste mal gschockt. Das ist der harte Alltag der Kinder in den Slums.

Als sich alle nach einer Weile wieder beruhigt hatten zeigte mir Alice noch alle 7 Klassen. Die Kinder haben für mich gesungen und getanzt. Das war echt Gänsehaut wie gut die Kinder dort singen und tanzen können. Leider ist das Internet hier so langsam, dass ich keine Videos hochladen kann. Die Kinder sitzen in Klassen mit ca 30 - 40 Leuten. Es können leider nicht alle Kinder jeden Tag zur Schule kommen da sie arbeiten gehen müssen oder weil sie krank sind. Die Klassen sind sehr eng und die Schule hat leider kein Geld für so viele Kinder Bücher zu kaufen.

An dieser Stelle habe ich mich entschlossen hier das erste Geld von zu Hause einzusetzen. Ich habe Alice 10.000 Bob (etwa 87€) gegeben um damit schon mal ein paar Schulbücher zu kaufen. Die Schulbücher sind natürlich nicht billig: Ein Buch kostet etwa 500 Bob. Die Bilder der Bücher werde ich noch hochladen. Wie man im Hintergrund sieht werden die Lernplakate selbst von den Lehrern auf Papier oder Laken gemalt um den Kinder alles zu erklären. Und so ging der Tag zu Ende und ich war voll gepumpt mit neuen Eindrücken. Wir gingen alle am Abend nach Hause und haben erst mal über den Tag geredet und alles verarbeitet.

Eine Sache habe ich vergessen: das Mara Children Center habe ich am Mittwoch den 9.3.2011 besucht.
Ich versuche den Blog das nächste mal etwas nach Tagen zu ordnen.
Bis jetzt habe ich die ersten 4 Tage beschrieben und habe dafür ewig gebraucht. Ich würde mich wirklich sehr über Anregungen von zu Hause freuen, so dass ich beim nächsten mal schreiben etwas ändern kann.
Bis Bald Andi